Was bedeuten die Abkürzungen LC | SHF | STF auf einem Spanngurt?
Alles, was du über Spanngurte wissen musst – Normen, Kennzeichnungen, Materialien und richtige Anwendung
Einführung: Warum Spanngurte unverzichtbar sind
Spanngurte sind das Rückgrat der modernen Ladungssicherung. Ob beim privaten Umzug, auf dem Anhänger hinter dem Auto oder im internationalen Schwerlastverkehr – überall dort, wo Güter transportiert werden, kommen sie zum Einsatz. Ihre Aufgabe: Die Ladung zuverlässig fixieren, um Gefahren durch Verrutschen, Umkippen oder Herunterfallen zu verhindern.
Eine unzureichende Sicherung ist nicht nur gefährlich, sondern auch teuer. Laut Studien ist rund jeder fünfte Lkw-Unfall in Europa auf falsch oder gar nicht gesicherte Ladung zurückzuführen. Dabei ist die Technik längst normiert – und die Informationen sind direkt auf jedem Spanngurt zu finden. Abkürzungen wie daN, LC, SHF und STF geben klare Hinweise auf die Belastbarkeit und den richtigen Einsatz.
In diesem Beitrag erklären wir dir alles, was du über Spanngurte wissen musst: von den physikalischen Grundlagen über Materialien und Normen bis hin zu Farben, Pflege und richtiger Handhabung.
Die Maßeinheit daN – Grundlage aller Angaben
Alle Angaben auf Spanngurten, Zurrschienen und Fittings werden in daN (Dekanewton) gemacht. Ohne Verständnis dieser Einheit bleibt unklar, was LC, SHF oder STF wirklich bedeuten.
- N = Newton, Einheit der Kraft, benannt nach Isaac Newton
- da = Deka = 10
- 1 daN = 10 N ≈ 1,02 kg
Damit beschreibt 1 daN in etwa die Gewichtskraft von 1 Kilogramm. Ein Spanngurt mit LC 1.500 daN kann also rund 1.500 Kilogramm Zugkraft aufnehmen.
Warum nicht einfach Kilogramm?
Die Angabe in daN berücksichtigt die wirkende Kraft – also nicht nur das Gewicht, sondern auch physikalische Effekte wie Beschleunigung oder Bremsung.
Welche Kräfte wirken beim Transport?
- Bremsung: 0,8-fache Gewichtskraft
- Kurvenfahrt: 0,5-fache Gewichtskraft
- Fahrbahnunebenheiten: Gewichtskraft schwankt stark, teils bis auf Null
Beispiel: Eine 10-Tonnen-Ladung erzeugt bei einer Vollbremsung zusätzliche 8 Tonnen Kraft, die durch Spanngurte aufgefangen werden müssen.
Umrechnungstabelle:
- 1 daN = 1,0197 kg
- 1 N = 0,10197 kg
- 1 kN = 101,97 kg
- 1 MN = 101.970 kg
- 1 dyn = 0,00001 kg
Praxisbeispiel:
Du willst 1 Tonne Ladung sichern. Dafür brauchst du mindestens 1.020 daN Haltekraft. Ein Spanngurt mit LC 1.500 daN ist ausreichend – besser noch ein stärkerer, um Sicherheitsreserven zu haben.
👉 Ausführliche Infos findest du in unserem Extra-Beitrag: Abkürzung daN – was bedeutet das?
Aufbau und Materialien von Spanngurten
Ein Spanngurt besteht aus zwei Hauptteilen: dem Gurtband und der Ratsche (oder einem Klemmschloss). Doch hinter dem simplen Aufbau steckt viel Technik.
Herstellung:
- Ausgangsstoff sind Polymere (meist auf Erdölbasis).
- Diese werden zu Fasern extrudiert, dann zu Bändern gewebt.
- Vordrecken reduziert die Dehnung.
- Imprägnierungen schützen vor Feuchtigkeit und Schmutz.
Standardgrößen:
- Breiten: 25 mm, 35 mm, 50 mm, 75 mm
- Belastbarkeiten: 250 bis 10.000 daN
Materialien im Überblick:
- PES (Polyester, blaues Etikett): Abriebfest, wasserabweisend, UV- und temperaturbeständig (-40 bis +100 °C). Der Standard für private und gewerbliche Anwendungen.
- PA (Polyamid/Nylon, grünes Etikett): Dehnbarer (10–15 %), chemisch hochbeständig. Ideal für Gefahrgut-Transporte.
- PP (Polypropylen, braunes Etikett): Weniger temperatur- und UV-beständig, aber chemikalienresistent.
- Baumwolle: Gering belastbar, wasserempfindlich. Nur selten verwendet.
- Dyneema (PE/DCF): Extrem leicht und stark, aber teuer. Einsatz in Luftfahrt oder beim Klettersport.
Beschichtungen:
- TPU-Beschichtung sorgt für Anti-Rutsch-Effekt und Schutz vor Wasser.
- Kunststoffummantelungen an Klemmschlössern verhindern Kratzer im Lack.
Wichtige Abkürzungen und Kennzeichnungen
Die wichtigsten Kennzahlen für Spanngurte sind genormt und auf dem Etikett angegeben.
LC – Lashing Capacity (Zurrkapazität)
Gibt die maximale Zugkraft auf geradem Zug an. Beispiel: LC 1.500 daN = 1.500 kg Belastbarkeit.
SHF – Standard Hand Force (Normale Handkraft)
Beschreibt die maximale Handkraft, die auf die Ratsche ausgeübt werden darf. Standard: 50 daN = 50 kg. Festgelegt in der DIN EN 12195-2.
STF – Standard Tension Force (Standard-Vorspannkraft)
Gibt die Spannkraft an, die durch SHF erreicht wird. Beispiel: SHF 50 daN / STF 500 daN → Mit 50 kg Handkraft wird eine Vorspannung von 500 daN erreicht.
Pflichtangaben auf dem Sicherheitsetikett
Jeder Spanngurt muss ein Sicherheitsetikett tragen. Dort stehen:
- Herstellername und Rückverfolgbarkeitscode
- Prüfnummer, GS-/TÜV-Zeichen
- Norm (DIN EN 12195-2)
- LC, SHF, STF
- Länge des Gurtes
- Material (PES, PA, PP)
- Maximale Dehnung (z. B. 7 %)
- Herstellungsjahr
- VDI-Konformität
- Warnhinweis: „Nicht zum Heben verwenden!“
Farben und Markierungen von Spanngurten
Farben sind nicht genormt, können aber praktische Funktionen haben.
Bandfarben:
- Blau: Lebensmitteltransporte
- Orange: Notfälle, Sicherheitsanwendungen
- Grün: Nachhaltige oder umweltfreundliche Güter
- Gelb: Standardlogistik
Vorteile:
- Schnelle Identifizierung
- Leichtere Organisation im Lager
- Einfachere Inspektionen
Streifen:
Häufig genutzt als Belastbarkeitskennzeichnung – z. B. ein Streifen = 1.000 daN Tragfähigkeit.
Lagerung und Pflege von Spanngurten
Spanngurte sind Verschleißteile. Mit richtiger Pflege verlängerst du ihre Lebensdauer erheblich.
- Nach Nutzung sauber aufrollen, nicht verknoten.
- Nasse Gurte trocknen lassen, nicht feucht lagern.
- Gurtaufroller verwenden für Ordnung und Schonung.
- Sauber, trocken und geschützt vor UV-Licht lagern.
- Regelmäßig auf Risse, Ausfransungen oder defekte Ratschen prüfen.
- SHF/STF-Werte einhalten, keine Überlastung.
- Herstelleranweisungen befolgen.
- Schulung des Personals für sichere Handhabung.
Fazit
Spanngurte sind unverzichtbar für die sichere Beförderung von Gütern.
- Die Einheit daN ist die Grundlage aller Angaben.
- LC, SHF und STF geben verlässliche Informationen über Belastbarkeit und Anwendung.
- Das Etikett ist Pflicht und liefert alle relevanten Daten.
- Material, Farben und Markierungen helfen bei der Auswahl.
- Mit richtiger Pflege und Lagerung bleiben Gurte langlebig und sicher.
Wer diese Grundlagen versteht und beachtet, sorgt für maximale Sicherheit, vermeidet Schäden und spart langfristig Kosten.