Wann ist ein Spanngurt ablegereif?
Wann ist ein Spanngurt ablegereif?
(Alles, was du über Zurrgurte & Ablegekriterien wissen musst)
Spanngurte – oft auch Zurrgurte genannt – sind unverzichtbar, wenn es darum geht, Ladung sicher zu transportieren. Ob im gewerblichen Güterverkehr oder bei privaten Umzügen: Sie sorgen dafür, dass Gegenstände während der Fahrt nicht verrutschen oder umkippen. Doch so robust die Gurte auch wirken – sie unterliegen einem natürlichen Verschleiß. Spätestens dann, wenn sie die sogenannte Ablegereife erreicht haben, dürfen sie nicht mehr eingesetzt werden.
Viele Nutzer unterschätzen das Risiko: Ein kleiner Riss im Band, eine schwergängige Ratsche oder ein unlesbares Etikett erscheinen oft harmlos – können aber im Ernstfall schwerwiegende Unfälle verursachen. Zudem drohen rechtliche Konsequenzen, wenn nachgewiesen wird, dass ein ablegereifer Gurt verwendet wurde.
In diesem Beitrag erfährst du,
- welche gesetzlichen Vorschriften es gibt,
- welche Schäden und Mängel zur Ablegereife führen,
- wie du Spanngurte richtig prüfst und
- wie du ihre Lebensdauer verlängern kannst.
Gesetzliche Grundlagen
Die Anforderungen an Spanngurte und ihre Ablegereife sind in mehreren Normen und Richtlinien festgelegt, insbesondere:
- VDI 2700 Blatt 3.1 – Regeln zur Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen
- DIN EN 12195-2 – Europäische Norm zur Festlegung von Zurrgurten aus Chemiefasern
👉 Betriebe sind verpflichtet, ihre Spanngurte mindestens einmal jährlich von einer sachkundigen Person prüfen zu lassen. Diese Überprüfung muss schriftlich dokumentiert werden. Auch nach besonderen Belastungen oder Unfällen ist eine außerordentliche Prüfung notwendig.
👉 Privatpersonen sind zwar nicht gesetzlich verpflichtet, sollten ihre Gurte aber ebenfalls regelmäßig kontrollieren. Kommt es zu einem Unfall, spielt der Zustand des verwendeten Zurrgurts auch hier eine Rolle – Versicherungen und Gutachter schauen genau hin.
Kriterien für die Ablegereife
Die Ablegereife eines Spanngurts ist erreicht, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:
1. Beschädigung oder Verlust des Etiketts
- Jedes Gurtband muss mit einem Sicherheitsetikett versehen sein.
- Darauf stehen wichtige Angaben wie: zulässige Belastbarkeit (LC), Vorspannkraft (STF), Fertigungsdatum und Hersteller.
- Ist das Etikett fehlend, beschädigt oder unlesbar, darf der Gurt nicht mehr verwendet werden.
2. Schäden am Gurtband
Das Gurtband besteht meist aus Polyester, Polyamid oder Polypropylen – Materialien, die sehr belastbar, aber empfindlich gegenüber scharfen Kanten oder Chemikalien sind. Typische Ablegekriterien sind:
- Schnitte, Risse, Löcher oder starke Abscheuerungen
- Brandspuren oder Schmelzstellen durch Hitze oder Reibung
- Überdehnung: mehr als 7 % nach Erreichen der maximalen Zurrkraft
- Verformungen oder Knoten – schwächen die Tragfähigkeit erheblich
- Verfärbungen durch Öl, Chemikalien oder andere Flüssigkeiten
- Verlust der Griffigkeit
Auch das Alter spielt eine Rolle: Ein Gurt ohne erkennbares Herstellungsdatum oder mit vielen Einsatzjahren sollte ersetzt werden.
3. Schäden an Endbeschlägen und Ratsche
- Haken: keine Risse, Brüche, erweiterte Öffnung oder Verformungen
-
Ratsche:
- Zähne müssen einwandfrei greifen
- Hebelmechanismus muss leichtgängig funktionieren
- Keine verbogenen oder gebrochenen Bauteile
- Schwergängigkeit trotz Reinigung = Hinweis auf innere Schäden
👉 Eine beschädigte Ratsche oder ein deformierter Haken macht den gesamten Spanngurt unbrauchbar.
4. Überbeanspruchung
Wurde ein Spanngurt über die zulässige Belastbarkeit hinaus verwendet, gilt er als ablegereif – auch wenn äußerlich keine Schäden sichtbar sind.
5. Unsachgemäße Lagerung
Spanngurte sollten stets trocken, kühl und UV-geschützt gelagert werden. Längere Einwirkung von Feuchtigkeit, Frost oder Sonne kann das Material schwächen.
Pflege, Wartung und Reparatur
- Kantenschutz verwenden: Pflicht bei scharfkantiger Ladung
- Gurt sauber halten: mit Wasser oder Druckluft reinigen, keine Chemikalien
- Kein Knoten, kein Verschrauben: weder zur Reparatur noch zur Verlängerung
- Sachgemäße Lagerung: trocken, UV-geschützt, nicht auf feuchtem Boden
- Ratschen reinigen: bei Bedarf mit Wasser oder Druckluft
👉 Reparaturen sind nur zulässig, wenn das Etikett lesbar ist, und dürfen ausschließlich vom Hersteller oder Fachbetrieb ausgeführt werden.
Verantwortung und Sicherheit
Die Verantwortung für die Ladungssicherung trägt der Fahrzeugführer – im gewerblichen Bereich zusätzlich Verlader oder Spediteur. Wer wissentlich ablegereife Spanngurte einsetzt, handelt grob fahrlässig.
Folgen bei einem Unfall:
- Personenschäden durch verrutschende Ladung
- Sachschäden an Fahrzeug und Ware
- Bußgelder, Punkte, ggf. strafrechtliche Konsequenzen
- Regressforderungen von Versicherungen
Fazit
Ein Spanngurt ist kein Werkzeug für die Ewigkeit. Schon kleine Schäden können dazu führen, dass er seine Aufgabe nicht mehr zuverlässig erfüllt. Wichtigste Punkte:
- Jährliche Prüfung durch Sachkundige im Betrieb Pflicht
- Regelmäßige Sichtprüfung privat empfohlen
-
Ablegereife sofort erreicht bei:
- beschädigtem oder fehlendem Etikett
- Rissen, Schnitten, Überdehnung oder Verfärbungen am Band
- defekten Ratschen oder Haken
- Überlastung oder unsachgemäßer Lagerung
Im Zweifel gilt: Lieber einen neuen Gurt kaufen, als ein Risiko eingehen. Spanngurte sind günstig – die Folgen eines Unfalls unbezahlbar.