Menschen mit Behinderung: sicher befördern
Menschen mit Behinderung: sicher befördern
Wer Menschen mit Behinderung sicher als Mitfahrer befördern möchte, der benötigt neben einem verkehrssicheren Fahrzeug auch geeignetes Hintergrundwissen sowie eine entsprechende Ausstattung. In diesem Beitrag geht es genau darum: Welche Richtlinien müssen eingehalten werden, welche besonderen Sicherheitssysteme müssen in einem Fahrzeug angebracht sein und welche Fahrzeuge eignen sich überhaupt, um Personen mit Behinderungen, die ihre Rollstühle nicht verlassen können, sicher zu befördern?
Wer darf Menschen mit Behinderungen befördern?
Menschen mit Behinderungen können, je nach Grad der Beeinträchtigung, auf verschiedenste Arten befördert werden. Unterschiede gibt es reichlich. Die wichtigsten Eckpunkte für die sichere Beförderung von Mitfahrern kannst du hier nachlesen:
Fahrdienste für Menschen mit Behinderungen
Wer Personen – ganz gleich welche – im gewerblichen Sinne transportiert, der benötigt einen P-Schein. Also eine Berechtigung, Personen überhaupt transportieren zu dürfen. Ob es sich hierbei um gesunde Menschen oder um Personen mit Behinderung handelt, ist bis jetzt erst einmal egal. Der P-Schein ist befristet für 5 Jahre gültig, muss danach erneuert werden und die Kosten belaufen sich auf etwa 300 €.
Dies gilt im Übrigen für alle Unternehmen wie Taxis oder Krankentransporte. Der P-Schein beinhaltet aber nicht nur das Sichern von Personen, hier kommt auch die psychische Belastbarkeit eines Fahrers zum Tragen. Fahrdienste müssen sich also ganz selbstständig um die benötigten Qualifikationen bemühen – sollten sie diese nicht vorweisen können, kann es bei einer Kontrolle zu Bußgeldern und weiteren Strafen kommen.
Privater Transport von Menschen mit Behinderungen
Anders sieht es im privaten Umfeld aus. Hier greift die Straßenverkehrsordnung und die Ladungssicherungsvorschriften. Ein Partner oder ein Familienmitglied, der eine benachteiligte Person transportieren möchte, benötigt keinen P-Schein. Was er benötigt, ist die Kenntnis über die richtige Ladungssicherung und (eventuell) ein entsprechendes Fahrzeug. Als Beispiel muss der zusammengeklappte Rollstuhl sicher im Fahrzeug verstaut werden.
Kann der normale Fahrzeugsitz nicht genutzt werden, weil die zu transportierende Person dauerhaft auf den Rollstuhl angewiesen ist, kommt nur eine Beförderung mit dem Rollstuhl in Betracht – in diesem Falle muss der Rollstuhl wie ein Sitz im Fahrzeug befestigt werden. Die Richtlinien haben sich seit 2016 hierzu geändert. Der Rollstuhl muss nun an Kraftknoten befestigt werden und die Person sollte zusätzlich mit einem Vier-Punkt-Gurt gesichert sein.
Auswahl geeigneter Fahrzeuge für die Beförderung von Menschen mit Behinderung
Passivfahrer, die mit ihrem Rollstuhl transportiert werden müssen, benötigen einen guten Mix aus Komfort und Sicherheit. Neben einem Heckausschnitt am Fahrzeug, oder einer Rampe, können auch Liftsysteme verbaut werden, um den Rollstuhl komfortabel in das umgebaute Fahrzeug zu bewegen.
Platz genug? Denn der Rollstuhlfahrer benötigt auch im Innenraum genügend Freiraum – die Decke des Fahrzeugs muss also genauso geeignet wie die Breite und Tiefe sein. Bei einem Transporter ist dies gegeben, bei Fahrzeugen wie:
- Berlingo
- Vito
- VW Caddy sowie
- Kangoo
ebenfalls. In diesen Fahrzeugen für die sichere Beförderung von Menschen mit Behinderungen lassen sich die Airlineschienen ausgezeichnet einbringen – und für die Gurtsysteme ist ebenfalls reichlich Platz.
Zuschüsse für die Kraftfahrzeughilfe
Das Finden eines geeigneten Fahrzeugs für den Umbau kann schwierig genug werden – zum Glück sieht der Gesetzgeber für den Umbau eine Kraftfahrzeughilfe vor. Die Kostenträger sind in diesem Falle die Rehabilitierungsträger wie etwa die gesetzliche Krankenversicherung, Unfallversicherung und sogar die Agentur für Arbeit. Grund: Menschen mit Behinderungen sollen möglichst am Arbeits- und damit am sozialen Leben teilnehmen können.
Näheres dazu erfährst du bei deinen zuständigen Versicherungen. Grundsätzlich aber kannst du einen Zuschuss für den Kauf des Fahrzeugs, für die Umbau oder auch die Zusatzausstattung und des dazu notwendigen Führerscheines erhalten – solltest du den Wagen selbst als Person mit einer Behinderung fahren können.
Übrigens: ein Bundle für die gesamten Formulare der Kraftfahrzeughilfe findest du bei der deutschen Rentenversicherung -> HIER
Förderungen können erhalten werden, wenn:
- Der Pkw auf den Menschen zugelassen wird, der die Behinderung hat.
- Wenn die Person aufgrund von Arbeit / Ausbildung / Studium auf den Pkw angewiesen ist und ein anderer Transport nicht umsetzbar ist und
- diese Situation nicht nur vorübergehender Natur ist.
- Der Grad der Behinderung muss bei 100 Prozent sein.
Nice to know: Die Anträge für die Kostenübernahme müssen vor dem Kaufvertrag beantragt werden. |
Umbau von Fahrzeugen für die Beförderung von Menschen mit Behinderungen
Natürlich ist es auch möglich, sich finanziell bei dem Umbau eines Fahrzeugs helfen zu lassen. Für diese Art der finanziellen Förderung müssen die Punkte der allgemeinen Förderungen ebenfalls zutreffend sein. Ein Fahrzeug, welches sich für den Umbau eignen, kann mit 9.500 € bezuschusst werden, zusätzlich können auch alle Umbauten in diese Förderung fallen. Das kann sich also lohnen, hier bei dem zuständigen Versicherungsträger genauer nachzufragen.
Technische Anforderungen an die sichere Beförderung
Im ersten Augenblick vielleicht verwirrend, die technischen Anforderungen an eine sichere Beförderung von Behinderten orientiert sich an nur einigen wichtigen Punkten:
Untergrund Airlineschienen
Airlineschienen nach DIN 75078-2 sind – besonders bei Umbauten vorhandener Fahrzeuge – ein stabiles Fundament für die Rollstuhlsicherung. HEAVY DUTY Airlineschienen sind entsprechend ihrer Zulassung die dafür geeigneten. Achte bitte darauf, dass du die Airlineschienen sorgfältig verbaust – sie werden in den Fahrzeugboden eingelassen und sind damit kein Hindernis. Freiliegende Schienen können mit einem Gummi abgesichert werden.
Airlineschienen Fitting
Der passende Fitting für die Airlineschiene, an dem der Kraftknoten befestigt wird, benötigt eine DIN Zertifizierung. Dieser Fitting wird in die Airlineschiene gesteckt und kann bei Bedarf einfach umgesetzt werden. Die Arretierung und Sicherung für die verschiedenen Rollstühle kann damit gewährleistet werden. An diesem Fitting wird ein Kraftknoten geschraubt. Das ist sicher und das passende Zubehör findest du in unserem Shop!
Kraftknoten
Was ist eigentlich ein Kraftknoten? Der Kraftknoten ist ein Verteiler – er verteilt die Kräfte bei einer Bremsung, in Kurven oder bei Manövern optimal auf den Rahmen des Rollstuhles. Das verhindert, dass der Rollstuhlfahrer durch Gurte in die eine oder andere Richtung gequetscht wird. Die DIN-Norm 75078-2 von 1999 schreibt einen solchen Kraftknoten vor. Bei fehlendem Kraftknoten droht auch ein Bußgeld. Der Kraftknoten gehört zu dem Bereich Rückhaltesysteme:
Vier-Punkte-Gurtsystem / Rückhaltesysteme
In der STVZO und auch in der StVO werden Rückhaltesysteme vorgeschrieben. Diese sind unterteilt in einen fahrzeugseitigen Schulterschräggurt, in einen rollstuhlintegrierten Beckengurt und in eine Vier-Punkt-Rollstuhlsicherung. Es gelten DIN 75078 Teil Zwei und ISO 10542. Es lohnt sich, hinzuschauen, ob ein Vier-Punkt-Gurtsystem zu einem Drei-Punkt-Gurtsystem (der noch zugelassen ist) nicht die bessere Wahl ist. Die Unterschiede sind weder vom Einbau noch von den Kosten gravierend – dafür ist der Rollstuhlfahrer deutlich besser gesichert.
Der Rollstuhl
Nicht jeder Rollstuhl eignet sich, um in einem Fahrzeug sicher als Sitz fungieren zu können. Die derzeitigen Regeln und Normen sehen vor, dass der Hersteller ab Werk einen sicheren Rollstuhl für die Fahrten in einem Fahrzeug hergestellt hat. Dieser Rollstuhl ist indes mit einem Label versehen. Andere Rollstühle dürfen nicht mehr hergenommen und/oder umgebaut werden. Siehe hierfür das Medizinproduktgesetz und die Medizinproduktverordnung, DIN EN 12483 sowie DIN EN 12184. Die ISO 7176-19 schreibt einen Crashtest für die möglichen Modelle vor.
Schulung der Mitarbeiter/Betreiber, spezielle Fahrsicherheitstrainings usw. Unfallprävention
Fährt kein Familienmitglied, sondern ein Unternehmer oder sein Mitarbeiter die Person mit Behinderung, gelten ein paar Dinge, die hier Erwähnung finden. Die Person muss neben sozialen Qualifikationen mindestens 21 Jahre alt sein, die körperliche als auch geistige Eignung wird geprüft, und sie muss wenigstens Führerschein Klasse B (bis 3.5 T) seit zwei Jahren straffrei besitzen. Nur dann wird ein Personenbeförderungsschein ausgestellt, der alle 5 Jahre erneuert werden muss.
Der Unternehmer, zum Beispiel bei einem Taxiunternehmen, hat hingegen für die zugelassenen und betriebssicheren Fahrzeuge, also auch für die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu sorgen. Das könnte zum Beispiel beinhalten, dass der Mitarbeiter körperlich in der Lage ist, auch mit einem schweren Rollstuhl fertig zu werden. Eine gründliche Unterweisung in der Handhabung der Sicherheitssysteme und weiteres kommen hinzu. Letztlich ist dann am Ende der Mitarbeiter für die sichere Beförderung zuständig,
Fazit
Die Regeln, Normen und Gesetze für die sichere Beförderung von Menschen mit Behinderungen haben sich seit 2016 geändert – es gelten nun andere Richtlinien bezügliches des Gurtsystems und auch Kraftknoten werden eingesetzt. Du kannst dein Fahrzeug entsprechend deinen Anforderungen mithilfe unserer Fittings und den passenden Airlineschienen umrüsten. Eine Kostenübernahme steht dir unter Umständen zu und das passende Fahrzeug dazu kannst du dir auch finanzieren lassen. Nur die Abnahme – darum musst du dich noch selbst kümmern.
FAQ
Was ist ein Rollstuhlstellplatz?
Der Begriff Rollstuhlstellplatz kommt aus dem § 35 a Absatz 4 a) StVZO und meint, dass ein Fahrzeug, welches für eine sichere Beförderung von Menschen mit Behinderungen ausgerüstet ist, bestimmte Merkmale gelten müssen, die einem Rollstuhlstellplatz entsprechen.
Welches sind die neusten Richtlinien bei der sicheren Beförderung von Menschen mit Behinderungen?
2016 war ein Jahr, in dem die Regeln, Normen und Gesetze für die Beförderung von Rollstühlen angepasst wurde. Diese beinhalten sowohl Sitze als auch Sicherheitsgurte und Rückhaltesysteme.
Warum sind Airlineschienen als Basis für Rollstuhltransporte sinnvoll?
Airlineschienen gewährleisten eine flexible Einflussnahme auf die verschiedenen Größen, Radabstände und Klassen von Rollstühlen. Die Airlineschienen können also für alle zugelassenen Rollstühle optimal mit den Gurtsystemen genutzt werden.
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